ERGEBNISSE DER TONSCHNITTPLATZUMFRAGE

Erstmalig kann im deutschsprachigen Raum eine umfassende und aussagekräftige Analyse der Ausstattung von Tonschnittplätzen sowie deren Vergütung vorgelegt werden

Die Auswertung einer von der Berufsvereinigung Filmton e.V. initiierten und gemeinsam mit der Universität Potsdam entwickelten Online-Umfrage liegt nun vor. Die Studie „Tonschnittplätze in der Postproduktion von Spiel- und Dokumentarfilmen“ untermauert die professionelle Ausstattung der deutschen Tongestalter*innen, zeigt aber auch große Unterschiede bei der Vergütung der Tonschnittplätze.

Bei der im Frühjahr 2018 unter Mithilfe von Crew-United und VDT durchgeführten Befragung wurden soziodemografische Daten der Teilnehmenden, Angaben zu den bewirtschafteten Räumen und deren Ausstattung erhoben, sowie Fragen zur genutzten Hard- und Software als auch zur Auslastung und Vergütung gestellt. Diese Daten wurden im Auftrag der bvft von Prof. Dr. Lauterbach und seinem Team an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam analysiert. Das Ergebnis zeigt einen extrem hohen Grad an Professionalität deutscher Filmtongestalter*innen, leider aber auch eine hohe Schwankungsbreite bei der Vergütung ihrer Arbeitsräume. Dabei spielen vor allem regionale Unterschiede und die Berufserfahrung eine große Rolle.

Der Ausstattungsgrad der deutschen Tonschnitträume ist generell sehr hoch. Mit 62% verfügt der größte Teil über eine mehrkanalige Lautsprecheranlage, welche das Abhören und Tongestalten in Surround oder sogar in 3D-Audio Formaten ermöglicht. 81% der Arbeitsplätze sind durch raumakustische Maßnahmen optimiert. Die DAW (Digital Audio Workstation) wird in 68% der Suiten mit einem spezialisierten Fadercontroller gesteuert. In der Regel läuft sie unter MacOS (73%) und der Rechner wird mit mindestens zwei Monitoren und einem TV-Flachbildschirm betrieben.
Die Erhebung gibt weiter detaillierten Aufschluss über die verwendete Software, Plug-Ins, das Outboard-Equipment und den Workflow, wie z.B. die Nutzung von Automation. Anhand dieser Parameter lässt sich erkennen, dass Sounddesigner*innen heute eine technisch und kreativ sehr anspruchsvolle Tätigkeit ausüben, und dass dafür aufwändig ausgestattete Tonschnittplätze und die entsprechenden Investitionen nötig sind.

Bei der Inrechnungstellung der Arbeitsplätze offenbaren sich sehr große Unterschiede. Tatsächlich können ca. 36% der Tongestalter*innen Tagessätze von 200€ oder mehr dafür erwirtschaften. Dem gegenüber stehen jedoch 25% der Befragten, welche den Arbeitsplatz kostenlos ihren Auftraggebern überlassen. Dazwischen halten sich niedrige (1-100 €) und mittlere Tagessätze (101-200 €) mit jeweils knapp 20% die Waage. Diese hohe Varianz lässt sich nicht hinreichend durch die unterschiedliche technische Ausstattung oder die Art der Arbeitsräume erklären. Auffallend sind hier auch die regionalen Unterschiede: Insbesondere bei der 0€-Praxis nimmt die Region Berlin/Brandenburg – mit bis zu 37% je nach Genre – deutlich den höchsten Anteil ein. Nimmt man den Bereich der niedrigen Vergütung hinzu, zeigt sie sich noch weiter abgeschlagen. Diese Praxis setzt den gesamten Markt unter Druck und erschwert die Durchsetzbarkeit angemessener Vergütungen sehr.

Die Studie zeigt aber auch: Je älter Sounddesigner*innen werden, umso wahrscheinlicher wird es, dass sie einen höheren Betrag für ihren Tonschnittplatz berechnen können. Berufliche Erfahrung und Verhandlungssicherheit scheinen maßgebliche Faktoren zu sein, wenn es um die Durchsetzung der Vergütung von Tonschnittplätzen geht.

Die bvft wird darauf hinwirken, dass sich eine wirtschaftlich sinnvolle und sozialverträgliche Vergütung der Tonschnittplätze in der Postproduktion durchsetzt.
Dazu sollen zeitnah Rundfunkanstalten, Filmproduktions- und Postproduktionsfirmen zur Arbeit an einer gemeinsamen Lösung motiviert werden.

Die komplette Umfrage „Tonschnittplätze in der Postproduktion von Spiel- und Dokumentarfilmen“ kann hier als PDF heruntergeladen werden oder per Email an buero@bvft.de als gedruckte Version bestellt werden.