Beim bvft-Tonpanel auf der Edimotion 2022 haben wir in diesem Jahr den Film “Axiom” von Jöns Jönsson gezeigt. Bei dem anschließenden Werkstattgespräch waren Originaltonmeister Michael Schlömer, Sound Designer Paul Rischer und Foley-Artist Martin Langenbach bei Moderator Jörg Kidrowski zu Gast, der selber als Originaltonmeister tätig ist.

Die Tonebene von “Axiom” ist stark verknüpft mit der Wahrnehmung der Hauptfigur Julius und so entspann sich sofort eine spannende Unterhaltung, die von Mikrowellen und Kaffeemaschinen reichte bis hin zu Fragen der Figurpsychologie.Die drei Gäste berichteten über die erfreuliche Zusammenarbeit mit dem Regisseur, der bereits am Set offen war für kreativen Input in die Tongestaltung seines Filmes. Michael Schlömer sah zum Beispiel am Motiv der WG ein Schlagzeug stehen und schlug vor, den Produktionsfahrer doch mal ein längeres Solo spielen zu lassen, welches dann als Nur-Ton Julius’ Rückkehr in sein WG-Zimmer dramatisch auflädt.Martin Langenbach sprach über seine Herangehensweise bei den Foley und verblüffte mit einer Szene, in denen sich fünf Protagonisten auf einer Waldlichtung unterhielten. Als die Szene nur mit den Foley-Tonspuren vorgeführt wurde wurde jedem überraschend klar, daß auch die gewöhnlichsten Geräusche wie Kleidungsrascheln, Schritte und das Einschütten von Tee aus der Thermoskanne nicht die Originalgeräusche waren, sondern von ihm in der Postproduktion erstellt wurden. Mit Paul Rischer dachten wir darüber nach, ob die Tongestaltung bei dem Film insgesamt eher die subjektive Wahrnehmung des Protagonisten darstellt oder ob der Hyperrealismus der ausgestellten Alltagsgeräusche und -gespräche dem Zuschauer (und -hörer) vielmehr die Möglichkeit geben soll, sich in der gehörten Welt selber zurechtzufinden sich das herauszufiltern, was einem gerade wichtig erscheint.Er stellte auch nochmal die hervorragende Arbeit von Mischtonmeister Martin Steyer heraus, der mit seiner intuitiven Art und Erfahrung viele Akzente in dem Film gesetzt hat, wie zum Beispiel die sich kontinuierlich ändernden Filter bei einem Musikstück, zu dem die Hauptfigur einen epileptischen Anfall vortäuscht und die so den Zuschauer selber subtil in unerhörten Stress versetzt.Ob es um den Gemütlichkeitsfaktor von Regen oder die dramaturgische Funktion von einem Waschmaschinen-Schleudergang ging, in breitem Bogen wurden die verschiedensten Aspekte der Tongestaltung von “Axiom” mit Spaß und hoher Beteiligung des Publikums besprochen.

Text Jörg Kidrowski