Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und die Allianz deutscher Produzenten für Film & Fernsehen haben sich am 7. April, in der fünften Verhandlungsrunde auf ein Tarifergebnis geeinigt, das insgesamt eine Erhöhung von 4,7 Prozent vorsieht. In zwei Stufen werden die Gagen ab dem 1. Juli 2014 zunächst um 2,2 Prozent und ab Jahresbeginn 2015 um weitere 2,5 Prozent erhöht. Die Laufzeit des Tarifvertrages wurde bis Ende 2015 festgelegt.
Eine nächste Gagenerhöhung kann nach erneuten Verhandlungen ab April 2016 vereinbart werden. Der Tarifvertrag für die etwa 25.000 Filmschaffenden tritt in einer redaktionell erneuerten Fassung mit zahlreichen Verbesserungen neben den Gagenerhöhungen rückwirkend zum Januar 2014 wieder in Kraft.
„Die Arbeitsbedingungen für Filmschaffende werden durch die getroffenen Vereinbarungen erneut verbessert, indem wir die Arbeitszeiten an vielen Dreh- und Arbeitstagen begrenzen, Pausen verlängern und Zuschläge für lange Arbeitstage erhöhen“, bewertet ver. di-Tarifsekretär Matthias von Fintel den Abschluss positiv. „Die Tariferhöhungen bleiben deshalb hinter derjenigen für öffentlich-rechtliche Sender etwas zurück, sie können sich mit einer Erhöhung um 4,7 Prozent innerhalb der nächsten acht Monate aber gut sehen lassen.“ Die Eindämmung langer Arbeitszeiten, Gagenerhöhungen und der besondere Schutz von sozialversicherungsrechtlichen Ansprüchen aus diesem Tarifvertrag seien für Filmschaffende in der Projektbeschäftigung von besonderer Bedeutung, betonte von Fintel.
Das nun erzielte erfreuliche Ergebnis sei auch der aktiven Unterstützung der Filmschaffenden und ihren öffentlichkeitswirksamen Aktionen zu verdanken, zu denen die ver.di FilmUnion auch zusammen mit den Verbänden Bundesverband Filmschnitt Editor (BFS), Berufsvereinigung Filmton (bvft) und der Schauspiel-Gewerkschaft BFFS aufgerufen hatte.
Das Verhandlungsergebnis sieht für den Manteltarifvertrag vor, dass die maximale Arbeitszeit von 12 Stunden nun an deutlich weniger Drehtagen auf 13 Stunden pro Tag verlängert werden kann, bei Fernseh-Produktionen künftig nur noch an 40 Prozent und bei Kinoproduktionen an 80 Prozent der Drehtage. Zudem verlängern sich die Pausenzeiten, denn die Hauptpause wird von 30 auf 45 Minuten verlängert und die zweite Pause bei langen Arbeitszeiten auf eine weitere halbe Stunde, die insgesamt nicht zur Arbeitszeit zählen. Außerdem werden die Zuschläge für die belastende Arbeit in der 13. Stunde des Tages auf 60 Prozent erhöht.
Es werde von entscheidender Bedeutung sein, dass die Produktionsfirmen und die Fernsehsender diese Tarifverbesserungen nun entsprechend umsetzen und nicht stattdessen durch weniger Drehtage und gedeckelte Budgets auf die Einkommen der Filmschaffenden drücken. „Dieses werden wir kritisch und aufmerksam beobachten“, betonte der Gewerkschafter.
Von Seiten der Produzentenallianz heisst es zum Tarifabschluss:
„Die jetzt vereinbarte weitreichende Arbeitszeitregelung spricht für das Filmland Deutschland, freilich müssen für Arbeitszeiten, die über die 10. Stunde hinaus gehen, zum Teil erhebliche Zuschläge bezahlt werden. Noch weitergehende Forderungen der Arbeitnehmerseite konnten mit einem vereinbarten Zuschlag von zukünftig 60 % für die 13. Stunde (gegenüber bislang 50%) jedoch abgewehrt werden.
Nötig geworden sind derartig lange Drehtage insbesondere in den letzten Jahren erst durch Budgets, die trotz zum Teil erheblich gestiegener Kosten stagnieren bzw. sogar rückläufig sind. Der so gestiegene Effizienzdruck konnte überhaupt nur durch flexible Arbeitszeitregelungen aufgefangen werden.
Aber auch die fähigsten und motiviertesten Casts & Crews haben eine Belastungsgrenze, und die ist mit den jetzt geltenden Arbeitszeiten erreicht. Deshalb müssen alle an der Herstellung von fiktionalen Film- und Fernsehproduktionen Beteiligten künftig angemessene Produktionsbudgets gewährleisten oder wieder einführen. Dafür notwendig sind entsprechende Weichenstellungen aus der Politik, die Schwerpunktsetzung der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten und nicht zuletzt das Ausgabe- und Budgetierungsverhalten der Sender. Nur mit adäquaten Budgets bleibt auf Dauer Kino- und Fernsehproduktion in Deutschland möglich.
Der jetzt abgeschlossene Tarifvertrag läuft über den Zeitraum von zumindest 21 Monaten und bestimmt ab dem 1.7.2014 eine Erhöhung um 2,2 %, und ab dem 1.1.2015 eine weitere Erhöhung um 2.5 %, der zunächst bis Ende März 2016 keine weitere Erhöhung folgen wird. Er verschafft Planungssicherheit und Stabilität, auch vor dem Hintergrund, dass Forderungen nach strukturellen Elementen wie z. B. Pausenanrechnungen, Sockelanhebungen und Einmalzahlungen, die zu weiteren Verteuerungen führen würden, weitestgehend abgewendet werden konnten.
Dass der Abschluss deutlich unter dem gerade vereinbarten Abschluss für den öffentlichen Dienst, vor allem aber auch deutlich unter dem Abschluss für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk liegt, ist der angespannten und sehr schwierigen Situation der deutschen Film- und Fernsehproduktionswirtschaft geschuldet.“
„Insgesamt bildet der Abschluss ein Gesamttableau, mit dem man noch leben kann“, erklärt der Verhandlungsführer der Produzentenallianz, Christoph Palmer: „Gleichwohl wird es auf der Kostenseite zu weiteren erheblichen Belastungen führen, die die Produktionsunternehmen in Deutschland auf keinen Fall mehr in den bisherigen Budgets auffangen könnten.“