Am 4. Juli trafen sich die NRW-Gruppen von BVFT und VDT in den Studios der Torus GmbH. Dr. Helmut Wittek, Technischer Geschäftsführer von Schoeps, stellte deren Neuentwicklung vor: Das digitale Schoeps SuperCMIT. Das auf der Kapsel des mittlerweile etablierten CMIT 5U-Richtrohr aufbauende Mikrofon verfügt über eine zweite, rückwärts gerichtete Niere und einen eingebauten Signalprozessor, die eine höhere Richtwirkung erreichen sollen.
Ca. 20 interessierte Tonleute füllten die Terrasse des Aussenbereiches von Torus, wo Wittek eine Einführung in das theoretische Wirkungsprinzip des Mikrofons gab. Im Vergleich zu konventionellen Richtrohren wie z.B. dem CMIT 5U erhöht der Illusonic-Signalprozessor die Richtwirkung je nach Preset um 5 oder 10 dB. Währenddessen konnten die Teilnehmer anhand von sieben mitgebrachten SuperCMITs und D/A-Wandlerverstärkern von Lake People (DAC C 462) das Mikrofon persönlich unter die Ohr-Lupe nehmen. Drei Filmtonrecorder standen zudem zur Verfügung:

  • Sounddevices 788T: digitale AES 42 Mikrofone können direkt angeschlossen werden und werden mit 10V Phantomspeisung versorgt. Eine interne Verstärkung sorgt für verwendbare Arbeitspegel.
  • Zaxcom Deva IV: digitale Verstärkung möglich, jedoch keine Phantomspeisung an den AES/EBU-Eingängen. Mit Hilfe der Schoeps-Speisebox PSD 2U ist aber eine Aufzeichnung möglich.
  • Aaton Cantar X2: keine digitale Verstärkung und keine Phantomspeisung an den AES/EBU-Eingängen. Mit Hilfe der Schoeps-Speisebox PSD 2U ist aber eine unverstärkte Aufzeichnung möglich. Aaton hat eine Nachrüstmöglichkeit für die digitalen Eingänge angekündigt.

BVFT / VDT Jour Fixe SuperCMIT 4.7.2010, Aussen Studio TorusIn der anschließenden Diskussion waren sich O-Tonmeister und Soundeditoren darüber einig, dass die neue Technik nur Sinn macht, wenn der naturgemäß geringe Ausgangspegel der digitalen Mikrofone bereits VOR der Aufzeichnung um 35-45 dB auf übliche Pegel hochverstärkt wird, so dass sowohl sinnvoll abgehört, als auch vorgemischt werden kann. Dies impliziert auch Dynamikprozessoren in den digitalen Eingängen der Filmtonrecoder. Eine Aufzeichnung des AES42-Originalsignals würde nur zu Irritationen und hohem Arbeitsaufwand in den nachfolgenden Schneideräumen führen, wie ein Teilnehmer auch bereits berichten konnte.
Wittek berichtete über Erwägungen seitens Schoeps, eine zuschaltbare 30dB-Verstärkung per Update anzubieten.
Danach begaben sich die Teilnehmer zum Hörvergleich in ein Mischstudio der Torus, während im Aussenbereich ein Schoeps SuperCMIT und ein Sennheiser MKH60 in gleicher Posistion angesprochen wurden. Der höhere Störabstand von Preset 1 und 2 trat hier deutlich zu Tage, was anhand eines benachbarten Kindergartens und der Hausklimanlage klanglich illustriert wurde. Während Preset 1 bei abgesenkten Hintergrundgeräuschen quasi unhörbar arbeitete, war bei Preset 2 schon ein „Pumpen“ hörbar. Dennoch wurde hier der Störabstand nochmals stark verbessert. Letzterer Modus bietet sich also nur in Extremsituationen an, wohingegen für klassische Filmanwendungen Preset 1 vorteilhaft zu sein scheint. Wer völlig ohne Klangbearbeitung arbeiten will, für den steht das Originalsignal auf Kanal 2 des digitalen Mikrofonausgangs zur Verfügung.
BVFT / VDT Jour Fixe SuperCMIT 4.7.2010 Studio TorusWittek wies darauf hin, dass man in Zukunft beim Kauf von Mikrofonkabeln unbedingt darauf achten solle, nur noch Kabel mit 110 Ohm Wellenwiderstand anzuschaffen, um kompatibel mit der technischen Entwicklung zu bleiben. Herkömmliche „analoge“ Mikrofonkabel sind dahingehend unspezifiziert und können bei längeren Leitungen Ausfälle verursachen. Am Jour fixe hatten wir jedoch dahingehend Glück: Die 50m-XLR-Trommeln funkionierten reibungslos.
Desweiteren senke der Illusonic-Algorithmus nur diffuse Raumhallanteile ab. Frühe Reflexionen werden von ihm nicht beeinflusst. Man solle deshalb nicht erwarten, dass man in mittleren und kleinen Räumen mittels des DSP einen direkteren Klang bekommt.
» Die drei aufgezeichneten Signale stehen für unsere BVFT-Mitglieder nach LogIn im Downloadbereich zur Verfügung.